Nein, nein, wir sind nicht verschollen gegangen oder erfroren. Wir waren lediglich etwas schreibfaul die letzten Tage, dabei liegt eine wundervolle Zeit hinter uns, welche wir euch natürlich nicht verschweigen wollen. Also… Nachdem wir nochmal bei schönem Wetter mehrere Tage die lettische Ostseeküste, mit langen Spaziergängen an unendlich, weiten und einsamen Sandstränden genossen haben, ging es weiter in das dritte baltische Land. Vorher mussten wir aber natürlich noch einen kurzen Stopp beim breitesten Wasserfall Europas in Kuldiga einlegen. Dieser war zwar nur "Mannshoch", aber wir staunten nicht schlecht, als wir auf einmal hunderte Lachse sahen, welche versuchten diesen empor zu springen. Mal wieder ein einmaliges Naturschauspiel, welches wir auf unserer Reise beobachten durften. Danach waren wir gespannt, was uns in Litauen erwarten wird und es standen so einige interessante Dinge auf unserer Sehenswürdigkeitenliste. Erster Stopp war der Kurort Palanga. Hier machten wir einen schönen Rundgang durch den botanischen Garten und verabschiedeten uns auch vorerst für eine längere Zeit vom Meer. Die Ostsee ist immer wieder ein wunderschöner Ort zum durchatmen und genießen, auch wenn wir trotz langer Suche keinen Bernstein gefunden haben, haben wir die Zeit zwischen Dünen, Wellen und Strandgut wieder sehr genossen. Aber dann führte uns unser Weg weiter gen Landesinnere und zu einem ganz besonders skurrilen Ort in Litauen. Dem Berg der Kreuze. Na gut Berg ist vielleicht etwas zu viel gesagt, eher ein Hügel, aber dieser ist voll mit abertausenden Kreuzen in allen erdenklichen Größen und Materialien. Von dem schlichten einfachen Holzkreuz, über Bernstein verzierte Kreuze, bis hin zu riesigen, verschnörkelten Metallkreuzen war alles vorhanden. Dieser Ort, welcher den tiefen Glauben der Litauer verdeutlich, ist wirklich erschlagend. Soweit das Auge reicht Kreuze, teilweise ganze Haufen und Berge voller Kreuze und kein Millimeter Erde wurde ausgelassen. Ein tolles Fotomotiv für uns. Nach soviel Glaubensbekenntnis ging es für uns weiter für die Nacht in einen ruhigen Nationalpark. Der Morgen begrüßte uns mit wunderschöner klarer Luft, Sonnenschein und Nebel auf dem See, sodass wir spontan Kurt zu Wasser ließen, um die Stille der herbstlichen Natur zu genießen. Wir hätten nicht gedacht, dass wir nochmal das Kanu herausholen können, aber der Wettergott hat es gut mit uns gemeint. Nächster größerer Stopp auf dem Weg quer durchs Land war die Stadt Kaunas, welche uns sehr gut gefallen hat. Ungewöhnlich lange haben wir uns dort aufgehalten und sind viele Kilometer durch die hübsche Stadt geschlendert. Die Mischung aus mittelalterlicher Altstadt, sowjetische Architektur, typisch baltische Holzvillen und moderne Streetart hat uns gar nicht auf die Zeit achten lassen und den Städtebesuch zu einem gelungenen Ausflug gemacht. Bevor es dann zum Hauptstadtbesuch weiter ging, haben wir noch einen Stopp in Trakai eingelegt, um die imposante Wasserburg zu besichtigen. Die Nacht verbrachten wir auf einem Parkplatz am See, direkt auf der anderen Seite der Burg. Am nächsten Morgen wurden wir wieder mit herrlichem Sonnenschein geweckt und so hatte Kurt seinen zweiten Einsatz in Litauen und wir erneut wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Denn eine Wasserburg, vom Wasser aus zu besichtigen ist natürlich tausendmal cooler, als vom Land. Wir paddelten einmal um die ganze Burg und waren mächtig beeindruckt von ihrer Schönheit. Hier hat der Reiseführer nicht zu viel versprochen. Dann ging es aber weiter nach Vilnius, der letzten der drei Hauptstädte der baltischen Länder. Vilnius ist bekannt für seine imposante Barockaltstadt und hat es sogar zur Weltkulturhauptstadt geschafft. Wir fanden wieder einen guten und ruhigen Parkplatz, direkt an der Allstadt und verbachten dort auch die Nacht, für unschlagbare 4,50€. Unsere Besichtigung teilten wir wieder in zwei Hälften. Eine mit Hunden und die andere ohne. Die hübschen Gebäude und die großen mächtigen Kirchen waren sehr hübsch und wir genossen den Ausblick von der Burg auf die Stadt. Nach einem langen Tag mit müden Füßen, belohnten wir uns mit himmlisch leckerer Steinofenpizza. Vilnius ist ein Besuch wert, dennoch müssen wir sagen, dass der Funke bei uns nicht ganz überspringen wollte und sie von Riga und Tallinn etwas in den Schatten gestellt wird. Bevor wir dann Litauen nach einer Woche wieder verließen, wurden wir mit der schrecklich schockierenden geschichtlichen Vergangenheit in Paneriu konfrontiert. An diesem Ort, ca. 20 km von Vilnius entfernt, wurden von den Nazis an die 100 000 Menschen ermordet und in Gruben im Wald verscharrt. Aufgereiht zu 10 Menschen wurden sie an den Rand der Grube gestellt, sodass sie nach dem erschießen dort direkt hineinfielen. Eine unglaubliche Sprachlosigkeit und Entsetzten über solche Taten machte sich breit, welche niemals in Vergessenheit geraten dürfen. Mit dickem Kloß im Hals und Übelkeit im Magen besuchten wir diesen Ort des Gedenkens und Mahnens und möchten ihn daher auch hier nicht unerwähnt lassen. Nach Schreckensgeschichte ging es weiter zur Urgeschichte. Unser erstes Ziel in Polen war nämlich der letzte echte Urwald Europas, dem Bialowieza Nationalpark. An der Weißrussischen Grenze im tiefen Osten Polens befindet sich dieses letzte Stückchen Heiligtum der Natur und wir freuten uns riesig, dass wir es diesmal schafften in diesen Winkel Polens zu kommen. Bei unserem ersten Polentrip vor 5 Jahren hat es die weite Entfernung und die wenige Zeit leider nicht möglich gemacht, den Nationalpark zu besuchen. Das haben wir jetzt nachgeholt und sind gleich 2 Tage dort geblieben. Der Nationalpark hat eine streng geschützte Zone, welche man ohne Guide nicht betreten darf. Wir haben lange Wanderungen entlang dieser Schutzzone unternommen und diesen wunderschönen einzigartige Nationalpark auf uns wirken lassen. Das besondere sind hier auch die Bewohner des Parks, denn hier gibt es noch ca. 500 in freier Wildbahn lebende Bisons. Natürlich haben wir uns auf die Suche der letzten Bisons Europas gemacht und dafür mehrere Aussichtstürme mit Fernglas und Tee bei Dämmerung belagert, von welchen man einen Blick auf die weiten Grasflächen hat. Dort befanden sich auch die Futterplätze für den Winter, somit eine gute Chance die scheuen Tiere dort zu erblicken. Wir sahen viele Vogelarten darunter Spechte und Greifvögel, eine Hirschkuh samt Junges kreuzte unseren Weg und Eichhörnchen stöberten durch das raschelnde Laub, aber die Bisons wollten sich uns leider nicht zeigen. Nur um Reservat in Gefangenschaft haben wir einen Blick auf sie Werfen dürfen, aber so ist das halt mit der Wildnis. Da sich für die nächsten Tage Väterchen Frost angekündigt hat, haben wir seit gestern ein Appartement in Bialystok bezogen. Der kurzzeitige Auszug aus dem Bulli passt auch ganz gut, da wir leider seit Vilnius einen ungewollten Hausgast im Bulli haben. Eine Maus (Johnny-Boy) hat es sich anscheinen bei uns wohnlich eingerichtet, jetzt wo es draußen doch so kalt ist. Aber heute Nacht ist sie uns in die Falle gegangen und wir damit Mäusefrei.
The one and only „Hard Fact“:
> gesehene T3 Bullis: 356 (davon 4 in Lettland und 3 in Litauen)
@Tänna
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