Zugegeben, bei der Überquerung der Grenze von Montenegro nach Albanien war uns schon etwas mulmig. Was erwartet uns hinter dieser Grenze, dem für uns völlig unbekannten Land, von welchem alle nur eher negative Empfindungen haben und Aussagen wie „ dort ist es doch nicht sicher“, „ hier regiert noch die albanische Mafia“ und „ dort ist die Kriminalität sehr hoch“ verbreitet sind? Wir haben mit Albanien nicht viel verbunden und unsere Neugierde war geweckt. Haben unsere bisherigen Reiseerfahrungen uns doch immer zum positiven überrascht. Und so war die Grenzüberquerung schon die erste Überraschung, war sie doch die bisher unspektakulärste überhaupt- so sehr, dass wir erst garnicht richtig mitbekommen haben, dass wir schon in Albanien sind. Der erste Weg führte wieder direkt in den Handyshop, um uns mit Internet zu versorgen. Hier wurden wir super freundlich auf Englisch begrüßt und bekamen gleich die ersten Tipps, was man in Albanien alles anschauen sollte. Grundsätzlich ist es in Albanien aber überall schön, so die Aussage, des auf sein Land stolzen, Verkäufers. Für 14 Euro haben wir dann 10 GB bekommen, was wieder unglaublich ist, vergleicht man dies mit den Preisen in Deutschland. Vom spitzen LTE Empfang, welchen wir hier in den entlegensten Orten haben, ganz zu schweigen. Über holprige Straßen, welche leider bisher die schlechtesten auf unsere Reise waren, ging es für uns dann weiter ans Meer, um dort die erste Nacht zu verbringen. Dabei durchquerten wir erste Dörfer und Städte und machten uns ein Bild des vergessenen Landes Europas, wie es auch gerne genannt wird. Auf den Straßen war wieder viel los, es reihte sich Schlagloch an Schlagloch, Mercedes an Eselkarren und Hühner, Ziegen und Schafe kreuzten des öfteren die Wege. Aber im allgemeinen wirkte alles sehr „zivilisiert“. Bei einigen Straßenhändeln hielten wir an und versorgten uns mit frischem leckeren Obst und Gemüse, zu wahnsinnig günstigen Preise. Albanien ist ein armes Land und so kann man hier Pizza essen gehen für umgerechnet 3 EUR. Am Strand der erste Schock: überall Müll, soweit das Auge reichte. Der Anblick war erschreckend und machte einen sehr traurig. Hat man hier die Umweltkatastrophe und die Vermüllung unserer Erde direkt vor Augen. Überall lag Bauschutt, Plastik in Tüten und Flachen herum. Kurzerhand nahmen wir uns Müllsäcke zur Hand und sammelten um uns herum den Strand etwas sauber. Unfassbar, dass Menschen hier entspannen und baden gehen. Auch die vielen Straßenhunde, welche sich zügig um unser Auto versammelten und auf Abendbrot hofften, machen uns immer noch sehr traurig. Nachdem zwei Streuner von uns noch ein kleinen Abendbrotsnack bekamen, hatten wir dann auch eine bewachte Nacht mit wenig Schlaf und viel Gebell. Die beiden hofften wohl, für ihren Security Einsatz, am nächsten Morgen noch ein Frühstück von uns bekommen, welches es dann natürlich auch gab. So sicher haben wir auf unserer Reise noch nicht geschlafen. Beim Frühstück gesellte sich ein netter älterer Albaner zu uns, fragte wie uns Albanien gefällt und erzählte uns, was wir uns noch alles anschauen sollen. Die Albaner freuen sich wahnsinnig über Touristen und sind sehr stolz auf ihr Land, wir fühlten uns auf Anhieb willkommen. Dies machte sich auch über kleiner „Gastgeschenke“ ,wie Tee oder Mandarinen, während unserer Reise bemerkbar. Weiter ging unser Weg Richtung Süden. Die Landschaft Albaniens ist wunderschön, das Meer genauso kristallklar und blau wie in Kroatien. Dahinter erstreckt sich eine atemberaubende Berglandschaft, welche wir uns auch zu gerne angeschaut hätten. Allerdings sollen die Straßenverhältnisse in einem sehr schlechten Zustand sein, sodass sowohl das Internet, als auch Einheimische, uns eine Fahrt ohne Allrad ins einsame Bergland nicht empfohlen haben. Aber auch entlang der Küste, an welcher sich tausende Olivenbäume reihen, hat Albanien viel zu bieten und es gibt viel zu besichtigen. Wir besuchten einige historische Burgen, alte Städte, und griechische Ausgrabungsstätten, welche von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Da auch hier bereits die Nebensaison begonnen hat, haben wir viele Attraktionen fast alleine besichtigen können und wir genossen die Ruhe alles ganz genau zu erkunden. Wir trafen immer wieder auf sehr freundliche Menschen, welche uns herzlichst, mit einem breiten Lächeln im Gesicht, zuwinkten. Ein deutsches Kennzeichen ist hier immer noch eine Besonderheit und wir mussten uns erst ein wenig daran gewöhnen, überall neugierig beäugt zu werden. Viele Einheimische sprachen uns an und fragten uns, wie es uns in Albanien gefällt, wie es uns geht und wünschten uns noch eine schöne Reise. Wir haben uns nie unwohl oder gar bedrängt gefühlt, ganz im Gegenteil genossen wir die uns entgegengebracht Sympathie sehr und können nun mit Sicherheit sagen, dass die Vorurteile gegenüber Albanien falsch sind. Auch die Strände (wir haben auch saubere gefunden) hatten wir wegen der Nebensaison, für uns allein und so verbrachten wir wunderbare Tage am und im türkisfarbenen Meer, denn warm ( 26 Grad) ist es hier immer noch. Wir genossen die wundervollen Sonnenuntergänge bei Wein und frühstückten mit Blick aufs Meer. Einfach perfekt und unvergesslich. Der Bulli schlägt sich weiterhin prima, bringen ihn die steilen bergigen Küstenstraßen auch stark zum Schnaufen. Oben angekommen sind wir bisher immer und wurden mit sagenhaften Panorama belohnt. Die Hauptstadt Tirana besuchten wir ebenfalls. Hier waren jedoch Marcus seine super Fahrtalente gefragt, bei dem Stadtverkehr-Chaos. Hatte das Stadtzentrum für uns nicht so viel zu bieten, war das Highlight Tiranas für uns der angrenzende Dajti Nationalpark, von welchem man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt hat. Wir verbachten hier eine Nacht mitten in der Natur mit Pferden und genossen am nächsten Tag eine Wanderung durch die bunten Herbstwälder. Heute standen wir schon kurz vor der griechischen Grenze - Wahnsinn- um dann doch wieder gen Nord-Osten zu fahren. Denn hier schauten wir uns heute die Blue-Eye Quelle an- eine natürliche Wasserquelle, welches in spektakulären Blautönen aus der Erde sprudelt. Unglaublich schön und fast unwirklich. Morgen geht es nach Gjirokastra - die Stadt der tausend Treppen und UNESCO Weltkulturerbe und dann müssen wir uns schon bald vom, für uns nun nicht mehr unbekannten Albanien, verabschieden, welches wir sicher nicht mehr vergessen werden und jedem eine Reise hierher empfehlen können. Es ist anders, aber lässt man sich auf die Gegensätze ein und nimmt sich Zeit, wird Albanien einen sicherlich verzaubern.
@Tänna
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