Heute nehmen wir euch mal mit auf unsere Reise und berichten euch von unserem ganz normalen Alltagswahnsinn auf Rädern.
15 Mai 2019
Nach einer ruhigen und schlafvollen Nacht (wir hatten den Tag zuvor London besucht und sind spät abends am Bulli zurückgewesen) erwachten wir mit Freude auf den Tag um 8:00 in unserem heißgeliebten Bullibettchen. Die Hunde schauten noch etwas skeptisch und verschlafen drein, auch ihnen hat der Londontag zugesetzt und sie hätten wahrscheinlich nichts dagegen, noch ein wenig weiter zu schlafen. Wir parkten die Nacht in Windsor vor dem Sommer- Schloss der Queen, auf einem großen Park and Ride Parkplatz neben einer riesigen Cricket- Wiese und großen Kastanien. Von 9 bis 16 Uhr ist der Platz kostenpflichtig und daher mussten wir zusehen, dass wir in die Puschen kommen, damit wir uns die Gebühren ersparen. Natürlich haben wir es nicht rechtzeitig bis um 9 Uhr los geschafft, aber wir wären im Falle einer Kontrolle zumindest abfahrbereit gewesen und hätten nicht noch im Bett gelegen. :) Wie fast jeden Morgen mache ich mich mit den Hunden zur allgemeinen Pippi Runde auf, während Marcus in der Zeit das Frühstück vorbereitet. Die Hunde rasen immer schon schnell zurück zum Bulli, im Wissen, da gleich Frühstück präsentiert zu bekommen. Während diese dann nochmal gemütlich Verdauungsschläfchen abhalten, frühstücken wir in aller Ruhe und planen mit Reiseführer, Karte, park4night- App, komot- App und google maps unseren Tag. Beim Blick aus dem Fenster stellten wir dann fest, dass da gerade ein Mann mit Brechstange versucht den Parkautomaten aufzubrechen. Okay für Morgenprogamm war gesorgt. An diesem Tag sollte es nach Oxford gehen, „was wir uns dann anschauen entscheiden wir spontan". Alle Sachen also wieder fahrsicher verstaut, Zähne geputzt und nochmals auf die öffentliche Toilette, wo wir per 3- Liter Kanister und Laufen, noch unseren großen 60 Liter Wassertank am Bulli befüllen (da es hier in Großbritannien eher schwierig ist sich zu Ver- und Entsorgen) nutzen wir jede Wassergelegenheit aus. Kurz vor Oxford halten wir am Lidl, um auch den Kühlschrank wieder zu bestücken. Oft hört man, dass Großbritannien sehr teuer ist, aber in Sachen Lebensmittel können wir dies nicht bestätigen. Preislich ähnelt es sich sehr mit Deutschland und Frankreich. Benzin tanken wir hier sogar günstiger als in Frankreich. Zu Deutschland können wir nichts sagen, da waren wir so lange schon nicht mehr. :) Lebensmitteltechnisch sieht es in Großbritannien sehr danach aus, als wenn die Briten nicht kochen können oder keine Lust dazu haben. Wo man hinsieht Fertigprodukte und Fertigessen. Noch schlimmer sind jedoch die Massen an Plastik, in der das Obst und Gemüse eingepackt ist. Einen normalen, unverpackten Salat bekommt man nicht und auch sonst hat hier auf der Insel anscheinend niemand mitbekommen, dass die Meere im Plastik ersticken und man eher auf Alternativen zurückgreifen sollte, als die gute alte Plastiktüte. Mit vollem Einkaufswagen und 35 Pfund weniger in der Geldbörse, ging es dann wieder zum Tetris spielen. Doof, wenn man nach fast einem Jahr auf Reise weiterhin so einkauft, als wohne man noch in einem Mietshaus mit Riesenkühlschrank und man sich dann vorm Bulli jedesmal fragt: „Wie soll das da alles in den kleinen Kühlschrank passen?“ Naja müssen halt die ersten Leckereien schnell vertilgt werden und der Rest wird passend gemacht. :) Während wir da auf dem Parkplatz stehen, hörten wir auf einmal: „Na ihr hattet aber einen weiten Weg bis hier her“, auf deutsch zu uns sagen. Ein netter junger Mann aus Dessau sprach uns an und natürlich kamen wir ordentlich ins Plaudern. Er arbeite für BMW im Oxford Werk, wo die hübschen MINI Rover gebaut werden. Natürlich kannte er als Ossi die Prignitz und so verquatschten wir seine ganze Mittagspause über Heimat, Reisen, England, BMW, Oxford und natürlich den Bulli. So nun war es auch schon wieder Zeit für Mittag und wir hatten gefühlt noch nichts geschafft. Also erstmal weiter zum auserkorenen Parkplatz für Oxford. Unterwegs haben wir uns spontan entschlossen noch Kurt Le Kanu mal wieder aus dem Bootsschuppen zu holen. Das Wetter war herrlich warm. Durch Oxford ziehen sich einige Kanäle und die Themse, welche man angeblich auch per Boot befahren kann. Erstes Problem war jedoch, dass kein kostenloser Parkplatz mehr vorhanden war und wir vor einem Bezahlparkplatz mit Höhenbegenzung standen, bei welchem wir uns nicht sicher waren, ob wir da durch passen. Da es in Oxford sehr schwierig ist eine Parkplatz zu finden, da die meisten nur für Anwohner sind oder weit ausserhalb und wir schon ziemlich genervt waren (Mittagszeit war lange drüber/ schlechte Laune machte sich breit), hielten wir illegal am Wegesrand und machten erstmal Mittag. Beziehungsweise wir versuchten es. Während ich wieder alles an Essen aus dem Kühlschrank kramte, welches ich erst vor ein paar Minuten hineingestopft habe, stand schon wieder ein junger Mann vor unserer Bullitür und sprach uns auf englisch an. Er habe den selben Bus und findet unseren super schön. Was das denn für eine Kofferraumaufhängung ist und welcher Motor und so weiter… Während Marcus und er Autofachgespräche führten, machte ich mich schonmal ans Brot schmieren. Leider hatte der Student auch keinen Parkplatztip für uns, er fährt daher nur mit dem Rad. Toll, hilft uns aber auch nicht weiter. Nun aber essen. Und während wir so vor uns hinmummeln, kommen schon wieder zwei Menschen zielstrebig auf unserem Bulli zu und bestaunten großäugig unser Kennzeichen. Da sie nicht gesehen haben, dass wir noch drinnen sitzen und durch das offenen Fenster hören konnten wie sie auf deutsch sagen: „Ja Brandenburg, hab ich doch gesagt!“, bestätigen wir diese Aussage mit „das ist richtig“ und verbreiteten den beiden einen kleinen Schreck. Nach kurzem Austausch, ging dann jeder wieder seiner Wege. Sehr redebedürftig dieses Oxford. Für uns ging es nun herauszufinden, ob wir durch die Höhenbegenzung passen. Ich draußen schauend und Marcus fahrend, haben wir es ganz knapp geschafft. Nur mit einem Seesack, haben wir kurz an der Stange geschliffen, aber das war okay. Also lösten wir unser Parkticket und marschierten mit Kanu, Hunde und Rucksack los zum nebenan liegenden Kanal, welcher uns, nach Marcus Aussage, in die Innenstadt bringen sollte. Das Kanu war schnell aufgebaut und schwups paddelten wir schon bei herrlichen Sonnenschein, vorbei an hübschen Häusern und Hausbooten. Die Atmosphäre war wieder wunderbar idyllisch. So hecktisch es auf dem, neben dem Kanal verlaufenden Fuß- und Radweg war, auf dem Wasser hatten wir unsere Ruhe und konnten richtig abschalten. Auch die Hunde kommen immer sofort zur Ruhe und schlafen in der Sonne. Wahnsinn welche beruhigende Kraft das Kanufahren hat. Es dauerte aber nicht lange, da war unser Kanal zu Ende: Sackgasse. Also alles raus und Kanu zum gegenüberliegenden Kanal tragen. Dort wieder rein ins Wasser und nach 5 Minuten standen wir vor eine Brücke, bei welcher wir nur mit Hängen und Würgen durch gekommen wären. Ein Schild deutete auch drauf hin, dass es dahinter nicht weitergeht, aber Marcus wollte sich natürlich wieder mit seinen eigenen Augen überzeugen. Ich wollte da aber nicht durch, weil ich ahnte, gleich wieder da durchzumüssen und die ganzen Spinnennetze wirkten nicht gerade sehr einladend. Während wir da so an der Brücke hingen und abwägten ob wir durch sollen oder nicht, erweckten wir dann natürlich Interesse. Und so dauerte es nicht lange und eine ältere Dame sprach oben von der Brücke aus an, wo wir denn hin wollen und wo wir her kommen. Marcus schickte sie erstmal los, herauszufinden was denn auf der anderen Seite sei und ob wir da durch können. Dann eilte aber schon ein Mann herbei, welcher uns mitteilte, dass wir dort nicht weiterkommen und es zur Themse in die andere Richtung geht. Okay, also wieder zurück. Ohje, das war ja wider typisch. Wir verwandern uns also nicht nur, sondern wir können uns auch sehr gut verpaddeln. Endlich auf dem richtige Weg, paddeln wir durch eine Schleuse bei welcher die Hunde noch ein Leckerie vom Schleusenwärter abstaubten. Vorbei an den alten historischen imposanten Gebäuden bis zum Botanischen Garten. Die Tour war wirklich wundervoll. Dann war der weitere Plan am botanischen Garten einen Ausstieg zu finden, Kanu zusammenzupacken und zu Fuß durch die Altstadt Oxfords zum Bulli zurückzugehen. Das klappte soweit auch alles sehr gut, bis wir feststellten, dass wir anscheinend auf dem Inselgarten des Margdalen Colleges ausgestiegen sind. Da standen wir nun, mit zwei Hunden und nem Kanu auf dem Rücken, mitten im Innenhof des Colleges und wussten nicht wo der Ausgang zur Straße ist. Meine Laune sank auf den Tiefpunkt. Die Universität war riesig, mit unmengen imposanten Gebäudekomplexen. Alles war total beeindruckend und einschüchtern, wenn man überlegt welche Berühmtheiten hier studiert haben. Wir irrten da wie Falschgeld umher und fanden einfach diesen dusseligen Ausgang nicht. Dann endlich entdeckten wir eine Toreinfahrt, die war aber verschlossen. :( Daneben war ein Fenster geöffnet, wo eine Studentin gerade Klavier übte und uns blieb nichts übrig als sie zu fragen: „Sorry, we are lost. Are you able to help?“. Sie beschrieb uns den Ausgang, welcher natürlich komplett auf dem anderen Ende lag und wir somit wieder zurück mussten. Schnell und unauffällig an der Security vorbei, die Chance genutzt, dass eine Studentin die Tür gerade mit ihrer Autorisierungskarte öffnete und zack standen wir mitten auf den Straßen von Oxford. Puh, das war ein Erlebnis! :) Unser Parkticket war schon seit 1 Stunde abgelaufen, also schnell zurück zum Bulli. Unterwegs fiel uns dann ein, dass wir eigentlich ein Telefon- Date mit Freuden hatten, welches wir so gar nicht mehr geschafft haben und um einen Tag verschieben mussten. Zum Glück hatten wir kein Strafzettel am Bulli und so verstauten wir schnell alle Sachen und suchten uns einen Schlafplatz für die Nacht. 10 km außerhalb von Oxford am Kanal wurden wir fündig und genossen nach dem aufregenden Tag unsere Wraps bei Sonnenuntergang. Danach gab es dann noch eine erfrischende kalte Außendusche und schwups lagen wir erschöpft im Bett, wo wir noch eine Folge bei Netflix schauten.
@Tänna
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